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Gleistragplatten made by stelcon® für die Hermann-Hesse-Bahn

Nach mehr als 30 Jahren wird sie wieder in Betrieb genommen: Die Schwarzwaldbahn, die den Landkreis Calw mit der Landeshauptstadt Stuttgart verbinden wird.

Ein Jahrhundertprojekt – richtungsweisend für Natur, Region und Wirtschaft

Am 27. Mai 1983 fuhr das Bähnle – wie die Schwarzwaldbahn in der Region liebevoll genannt wurde – das letzte Mal im Personennahverkehr. 1988 wurde dann auch der Güterverkehr auf dieser Strecke eingestellt. Heute mehr als 30 Jahre später steht die Trasse kurz vor der Wiederaufnahme des Zugbetriebs. Die Schwarzwaldbahn heißt jetzt Hermann-Hesse-Bahn und hat zum Zeitpunkt der Betriebsaufnahme schon einiges zu erzählen. Denn schon zu Beginn der 2000er wurde darüber nachgedacht die geschichtsträchtige Strecke wiederzubeleben. Dank dem Konzept der Hermann-Hesse-Bahn aus dem Jahr 2012 ist das Ziel nun fast erreicht. Die Hermann-Hesse-Bahn verdient allein schon aufgrund dieses Zeitstrahls den Namen Jahrhundertprojekt. Aber auch in anderen Bereichen, ist dieses Bauprojekt einzigartig. Es verbindet Naturschutzaspekte, Mobilitäts- und Wirtschaftsansprüche und Regionalität. Die „neue“ Verbindung bringt nicht nur die Berufspendler sicher und stressfrei in die Wirtschaftsregion Stuttgart, sondern auch Urlauber in den Schwarzwald. Vor der Inbetriebnahme der Strecke durch die Hermann-Hesse-Bahn galt es die bestehende Infrastruktur zu sanieren und in einigen Abschnitten zu ändern, um- und auszubauen.

Gleistragplatten made by stelcon® für die Hermann-Hesse-Bahn

Zentraler Teil des Konzepts zur Wiederaufnahme des Zugbetriebs waren die Bestandstunnel in Forst und Hirsau. Beide Tunnel stammen aus dem Jahr 1871 und bestehen aus Sandstein-Quadermauerwerk. Der Tunnel Hirsau quert auf 554 Metern in einer S-förmigen Linienführung den Welzberg zwischen Althengstett und Calw. Der Tunnel Forst verbindet auf 696 Metern Ostelsheim und Althengstett. Nach Stilllegung der Bahntrasse in den 1980er Jahren übernahmen Fledermäuse den „Tunnelbetrieb“. Das Bundesnaturschutzgesetzt verbietet Beeinträchtigungen von europarechtlich streng und besonders geschützten Arten sowie ihren Lebensstätten. Aus diesem Grund waren vor dem ersten Spatensicht entsprechende Artenschutzaspekte zu beachten. So wurden von der „Gruppe für ökologische Gutachten“ umfangreiche Untersuchungen der Fledermausbestände in beiden Tunneln vorgenommen. Diese Untersuchungen fanden im Zeitraum zwischen September 2015 und Mai 2016 statt. Am Ende dieser Untersuchungen wurden mehrere Berichte zur Nutzung der Tunnel im Einklang mit dem Natur- und Artenschutz vorgelegt. Für beide Tunnel wurde festgestellt, dass sowohl die Bauarbeiten zur Sanierung der Trasse als auch der spätere Zugbetrieb artenschutzrechtliche Verbote erfüllen würden. Darüber hinaus bestand die Befürchtung, dass es zu negativen Auswirkungen auf die lokale und bundesweite Population einzelner Fledermausarten kommen kann.

Nach Auswertung der Untersuchungsergebnisse stand fest, dass beide Tunnel auf der gesamten Länge von unterschiedlichen Fledermausarten genutzt werden. Im Tunnel Hirsau sind neun Fledermausarten beheimatet. Im Tunnel Forst wurden acht Fledermausarten nachgewiesen. Wer Interesse an dem gesamten Untersuchungsbericht der Gruppe für ökologische Gutachten hat, kann sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

Startschuss für die Projektplanung und -arbeit

Bereits im Jahr 2016 – also während des Zeitraums der Untersuchungen der Bestandstunnel im Rahmen des Natur- und Artenschutzes – erfolgten auch die ersten Gespräche zwischen dem Ingenieurbüro Mailänder Consult GmbH und dem Haus stelcon. Damals waren die Ausführungsmöglichkeiten für beide Tunnel noch nicht zu 100 Prozent klar. Gemäß einem weiteren Untersuchungsbericht der Gruppe für ökologische Gutachten erfolgte die klare Empfehlung die Tunnel mit einer Trennwandkonstruktion zum Schutz der Fledermäuse sowie mit Gleistragplatten auszuführen. Die Länge der Trennwände entspricht in beiden Tunneln der Gesamtlänge des jeweiligen Tunnels. Aufgrund der geforderten Trennwandkonstruktion mussten die Gleistragplatten zur Sicherheit mit einer speziellen Fang- und Führungsschiene ausgeführt werden. Im Frühsommer 2022 wurden dann die Arbeiten zur Wiederaufnahme des Zugbetriebs in den Tunneln Forst und Hirsau in zwei Losen ausgeschrieben. Die Ausschreibung umfasste folgende Leistungen:

Los 1 – Tunnel Forst:

  • Erstellung von Verlegeübersichten
  • Produktion von 269 Gleistragplatten mit Erdung für Zuggeschwindigkeiten bis zu 100 km/h
  • Kupplungsschutzbleche und Entwässerungsrinnen
  • Befestigungssätze
  • Lieferung und Abladung der Materialien

 

Los 2 – Tunnel Hirsau:

  • Erstellung von Verlegeübersichten
  • Produktion von 215 Gleistragplatten mit Erdung für Zuggeschwindigkeiten bis zu 100 km/h
  • Kupplungsschutzbleche und Entwässerungsrinnen
  • Befestigungssätze
  • Lieferung und Abladung der Materialien

Im Juni wurde die Ausschreibung über ein Ausschreibungsportal veröffentlicht, über welches auch alle Unterlagen nebst Angebot (komplett papierlos) abgegeben wurden. Im Juli 2022 fanden die Bietergespräche statt. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein erster Zeitverzug zu verzeichnen. Finale Auftragserteilung erfolgte nach diversen Bietergesprächen dann erst im Oktober. Nun galt es diese Verzögerung durch gute Projektarbeit und Abstimmung mit allen Beteiligten aufzuholen.

Die Umsetzung der konstruktiven Ausarbeitung erfolgte ohne weitere Verzögerung. Auftraggeber war der Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn, welcher für die Projektsteuerung die AVG (Albtal-Verkehrs-Gesellschaft) einsetzte. Schnell war klar, dass die verlorene Zeit, nicht komplett aufgeholt werden kann, denn laut LV sollte die Lieferung aller Platten für beide Tunnel bereits zum 18. Mai 2023 abgeschlossen sein. Es erfolgten Abstimmungen und Besprechungen, wie die Zeitverzögerung dennoch so gering wie möglich gehalten werden kann. Schnell war als ideales Mittel die Festlegung einer Standardplatte Hermann-Hesse-Bahn gefunden.

Die Konstruktion dieser Platte wurde dann auch sehr schnell durch die AVG als projektverantwortliches Unternehmen freigegeben und die Produktion startete bereits Anfang Dezember – nur anderthalb Monate nach Auftragserteilung. Am Ende wurden für dieses Projekt folgende Mengen an Gleistragplatten im stelcon-Werk Germersheim produziert:

  • 387 Standard-Platten HHB
  • 23 Sonderplatten Tunnel Forst
  • 69 Sonderplatten Tunnel Hirsau.

Hinzukamen mehrere Tausend Stück Winkeleisen, Klemmschrauben und Kleineisen sowie Kunststoffzwischenlagen.
Die gesamte Projektabstimmung im weiteren Verlauf erfolgte direkt zwischen der Projektleitung des bauausführenden Unternehmens (Firma Grötz GmbH & Co. KG) und der Projektleitung stelcon®. Dieser guten Abstimmung und der kurzen und unkomplizierten Abstimmungswege war es zu verdanken, dass alle benötigten Materialien bis zum September 2023 eingebaut werden konnten. Dieses finale Datum stand bereits von Anfang an als klare Forderung zum Projektende fest. Denn zu diesem Zeitpunkt übernahmen die Fledermäuse wieder ihr Quartier. Beide Tunnel wurden am 15. September fristgerecht mit einer Schutzvorrichtung ausgestattet und verschlossen.

Aufgrund der Wichtigkeit dieses Projektes und des knappen Zeitplanes wurde im stelcon® Werk Germersheim – trotz vereinbarter Sommerpause – durchproduziert.

 

Ein besonderer Dank gilt daher unserer Produktionsmannschaft. Ohne euren Einsatz wäre vieles nicht möglich. Danke Jungs!

 

Mobilität, Wirtschaftlichkeit, Anbindung des ländlichen Raumes an Metropolregionen im Einklang mit Natur- und Artenschutz ist möglich! Das Konzept der Hermann-Hesse-Bahn stellt dies wunderbar unter Beweis. Wenn Sie vor einer ähnlichen Herausforderung stehen, unterstützen wir Sie gerne mit unserer fachlichen Beratung. Sprechen Sie mit uns. Gemeinsam finden wir sicher die beste Lösung

Künstel
Autor*in: 
Karl-Heinz
 Künstel
BAHNSYSTEME - Region Süd
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